Der Schlossgarten

Leise summte Sayuri eine Melodie vor sich hin und versuchte damit die Stimmen in ihrem Kopf zu übertönen. Leider ohne Erfolg. Es gelang ihr nie wirklich ganz, diese Stimmen zu ignorieren. Seit Bellas Tod konnte sie sich an keinen Tag erinnern, an dem sie die Stimmen nicht gehört hatte. Noch dazu kam, dass der Tag, an dem sich alles änderte, immer näher rückte, was die Gesamtsituation nicht unbedingt einfacher machte und das Mädchen spürte, wie sich langsam ihr Hals bei dem Gedanken an diesen Tag zuschnürte. Sie setzte sich auf eine Bank ganz in der Nähe und sah zu dem großen Schloss hinüber. Wer da wohl wohnen darf? Es sieht so wunderschön aus. Langsam zog das Mädchen ihre Beine hoch und umklammerte diese mit ihren Armen.

~kommt vom schloss an~
Ben lief durch den schloss Garten und mochte all die Gerüche um ihn herum. Er legte sich ins Gras und schloss die Augen. Es gefiel ihm hier, immerhin hatte er hier seine Ruhe und konnte den Tag genießen. ob es hier wohl besser wird? fragte er sich selbst und begann vor sich hin zu träumen. Es war hell und die Sonne kitzelte sanft seine haut, daher lies er alle seine Schilde fallen und kam in einen schlafähnlichen Zustand. Ab und an fuhr noch eine kleine Brise über ihn hinweg und machte den Moment perfekt.

Als das Mädchen ein leises Geräusch - so etwas wie ein leises Rascheln - vernahm, verstummte sie augenblicklich. Ob hier jemand ist? Vorsichtig setzte sie erst einen, dann den anderen Fuß wieder auf den Boden und stand auf. Vielleicht verschwinde ich hier lieber... Sie schenkte dem Schloss noch einen Blick und ließ sich von der Schönheit in seinen Bann ziehen. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen, ohne dass sie dies wollte oder gar bemerkte.

Ben lag eine Weile so da, bis er plötzlich durch ein leises seufzen geweckt wurde. Er richtete sich schnell auf und sah sich um. Auf einer Bank saß ein Mädchen, das sich das Schloss ansah. Er dachte kurz nach und dann an den Spaß den er mit ihr haben könnte. "Hey du..." Begann er um sie einfach irgendwie anzusprechen. "Willst du da mal rein?" Fragte er sie um ihr unterschwellig zu zeigen, dass er sie dort reinbringen konnte. Ob sie wohl mitkommen wird... fragte er sich selbst und wartete auf irgendeine Reaktion oder Antwort von ihrer Seite.

Sayuri sah den Fremden mit großen Augen an. "Ähm... Ich weiß nicht", antwortete sie zögernd und stand auf. Als er sie angesprochen hatte, hatte sie sich innerlich doch etwas erschreckt. Er hatte sie aus ihren Gedanken gerissen, doch nach Außen hin hatte sie keine Reaktion gezeigt. "Warum möchtest du das wissen?" Schon immer war Sayuri misstrauisch und neugierig gewesen. Genau mit einem dieser Blicke, die so erfüllt von Neugier und gleichzeitig einem Hauch von Misstrauen und Skepsis erfüllt waren, sah sie ihn nun an. Wer ist er? Was macht er hier? Und warum möchte er wissen, ob ich in das Schloss will? Wahrscheinlich könnte er mich da reinbringen, wenn er schon so fragt. Aber ob das eine gute Idee ist...

Ben musste grinsen, denn normalerweise musste seines gleichen nur einmal Aufmerksamkeit bekommen und ihre Opfer waren verloren. Sie hingegen war anders, sie hätte noch nicht einmal irgendeine Andeutung gemacht. "Ich wohne in diesem Schloss und da dachte ich mir, dass wenn du schon in meinem Garten sitzt muss ich dir auch ein wenig von dem Schloss zeigen." Er versuchte nicht zu amüsiert zu klingen. Es war schön mal jemanden zu haben, der nicht gleich auf ihn einging. Dazu kam die Tatsache das er schon gegessen und nun keinen Hunger mehr hatte. Es oder besser gesagt sie war jetzt nur noch zum Zeitvertreib gut.

Das Mädchen stämmte die Hände in die Hüfte. "Dein Garten. Ahja. Dann solltest du das eventuell irgendwie kennzeichnen. Hier steht nämlich nirgends, dass der Garten jemandem gehört." Leise schnaubte Sayuri und ging dann kurzerhand an ihm vorbei und entfernte sich von dem Schloss und von dem Fremden. Was glaubt er eigentlich? Ich war hier schon öfters. Glaube ich... Oder? Vorsichtig sah sie sich um und bemerkte, dass sie hier eigentlich doch noch nie war. Anmerken ließ sie sich auch das nicht, aber insgeheim war es ihr doch etwas peinlich. Wenn das wirklich stimmt und das sein Garten ist... Ohje...

Ben war etwas beleidigt, da sie einfach gehen wollte. "Sag mir wenigstens deinen Namen, wenn du schon nicht mit mir reden möchtest." Rief er ihr hinterher und lief ihr langsam hinterher. sollte ich sie vielleicht einfach töten? fragte er sich selbst und wartete kurz neben ihr. Es würde keiner bemerken, da er viel zu schnell sein würde. Manche würden ihn vielleicht als krank bezeichnen, doch das ist einfach die Natur eines Tieres, eines killers, eines Monsters. Er wollte aber nicht, da er sich einfach nur nett unterhalten und sich mit ihr amüsieren wollte.

Sayuri blieb stehen und drehte sich zu ihm um. "Warum sollte ich dir meinen Namen verraten?" Die Gerüchte sagen, dass manche Wesen dich nur mit dieser Information töten können. Er sieht nun nicht wirklich böse aus, aber hier ist weit und breit niemand... Genau deswegen mag ich diesen Garten doch so. Seit wann stört es mich, dass kein anderer Mensch um mich herum ist? Leise atmete sie tief ein und wieder aus. Sie sah den Fremden einfach nur kühl an und wartete auf eine Antwort.

Ben dachte darüber nach wie er sie dazu bringen konnte hier zu bleiben. "Also falls wir ms vielleicht nochmal sehen sollten... Ich bin Ben und wohne in diesem Schloss mit ein Paar mehr oder weniger Verwanten. Ich würde mich sehr über deine Besuch freuen." Sagte er drehte sich um und wartete noch kurz ob sie jetzt noch etwas sagen würde oder nicht. Finden würde er sie sicherlich so oder so. Er könnte sic auch einfach in eine Katzte verwandeln und ihr so folgen, aber das wäre n seiner jetzigen Situation etwas unpassend.

Unschlüssig folgte Sayuri ihm einige Schritte. Sie wusste nicht, ob sie mit ihm gehen sollte. Vertrau ihm nicht! Die Worte dröhnten in ihrem Kopf. Sayuri kniff die Augen zusammen, taumelte leicht zurück und fiel etwas unsanft zu Boden. "Au..", murrte sie und blieb auf dem Boden sitzen. Langsam atmete sie tief durch und versuchte, ihren Kreislauf wieder unter Kontrolle zu bringen. Ihr Herz schien unerträglich laut zu klopfen, als wollte es ausbrechen, aus ihrer Brust springen.

Ben sah drehte sich gerade um, als er sah wie sie auf den Boden fiel. "Alles okay?" Fragte er sie, während er auf sie zulief. "Komm ich helfe dir auf." Sagte er und streckte seine Hand aus, damit sie sich daran festhalten und aufstehen konnte. Von der stimme in ihrem Kopf oder einem anderen Grund warum sie gefallen war hatte er nichts mitbekommen.

"Mhh..", grummelte Sayuri und rieb sich mit der rechten Hand über den linken Ellbogen, auf dem sie sich beim Sturz abgestützt hatte. Was sie noch nicht bemerkte, war, dass ein kleines bisschen blutete. Zögernd nahm sie dann seine Hand und ließ sich von ihm hoch helfen. "Danke..", sagte sie etwas verlegen. Plötzlich hatte das sonst blasse Mädchen eher einen rötlichen Farbton im Gesicht. Als sie wieder sicher auf beiden Beinen stand, klopfte sie sich den Staub und Dreck von ihrem Rock. Dabei bemerkte sie die kleine Wunde am Ellbogen, tat aber nichts, da es in ihren Augen nicht wirklich schlimm war. Es war ja nur eine kleine Schürfwunde.

Der Vampir bemerkte das Blut sofort und die Adern um seine Augen kamen mehr zum Vorscheines als zuvor. Ben bemerkte das und drehte sich schnell weg. Er hatte nicht wirklich Hunger, aber bei Blut war die Reaktion immer gleich. Er wollte es auch wenn er es nicht brauchte. Doch dieses mal wollte er sich zurück halten. "Wollen wir deinen Arm lieber nicht verbinden?" Fragte er sie und nah sie wieder normal an, da seine Adern wieder normal aussahen.

"Das? Ach.. Das macht doch nichts. Glaub ich", meinte sie ein bisschen verlegen. Sie wollte nicht als Heulsuse oder überempfindlich da stehen. Klar tat auch eine kleine Schürfwunde weh, aber sie hatte schon schlimmere Dinge überstanden. Sayuri sah Ben wieder in die Augen und lächelte ein wenig. "Lebst du schon lange hier?", fragte das Mädchen, um vom Thema abzulenken.

Ben bemerkte ihren versuch abzulenken und versuchte ihn zu umgehen. "ich wohne erst seit kurzem hier, aber wir sollten das trotzdem verbinden. Mein Onkel wohnt hier, aber schon eine ganze Weile länger als ich. Jedoch geht er nie raus." Er lachte etwas und lief langsam auf den Mittelpunkt des Gartens zu. Dort befand sich einen Springbrunnen und eine Hecke in Kreisform darum. Mit dem Blut hatte er nun keine Probleme mehr, da er gefasst war und wusste, dass es da war. Außerdem gabe es fast überall hier Verbandszeug. Er griff unter eine Bank und holte einen Verbandskasten heraus. "Komm her wir reinigen das und dann können wir es verbinden." sagte er um die chance das etwas passiert auf null zu setzen. Ich habe kein bock, dass noch ein anderer auftaucht und es Ärger gibt.

Widerwillig folgt das Mädchen dem Jungen. Vorsichtig setzte sie sich auf den Rand des Brunnens und sah sich die Wunde genauer an. Es wirkte nicht gefährlich oder so, allerdings blutete sie schon ein wenig. Das dunkle Rot zeichnete sich auf ihrer blassen Haut wunderbar ab und war nicht zu übersehen. Typisch, dass sowas wieder mal mir passiert. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen, doch sie hielt Ben dann doch ihren Arm hin, dass er die Wunde säubern konnte. Als er anfing, die Wunde mit Alkohol abzutupfen, kniff sie kurz ihre Augen zusammen und sog stark die Luft ein. Anschließend biss sie lediglich ihre Zähne zusammen, wartete und hoffte, dass er bald fertig war.

Ben versorgte ihre Wunde sorgfältig und verband diese dann. "Alles in Ordnung bei dir?" Fragte er sie dann und sag sie fragend an. Er hatte nicht so oft mit Menschen zu tun und schon gar nicht um mit ihnen zu reden. Unter normalen Umständen hätte er sie verführt, on eine dunkle Ecke gelockt und sie ausgesaugt, doch bei ihr wollte er sie kennen lernen oder vielleicht sogar eine Gefährtin in ihr finden. Er fühlte sich schon nach seinem kurzem unendlichen Leben einsam und ihm war langweilig, doch bevor er jemanden verwandelte, den er gar nicht mochte wollte er sie besser kennen lernen. Er sah ein wenig nachdenklich aus und träumte vor sich hin während er darüber nachdachte. Kurze Zeit später kam er in die Realität zurück. Falls sie geantwortet oder irgendetwas anderes gesagt haben sollte hatte er es nicht mit bekommen, daher sah er sie fragend an und erkundigte sich nur mit einem "was?"

"Ich ähm.. Ich hab nichts gesagt", antwortete Sayuri etwas schüchtern. "Danke. Das wär wirklich nicht nötig gewesen. Es war doch nur ein kleiner Kratzer." Vorsichtig versuchte sie aufzustehen, trat mit ihrem linken Fuß auf einen Ast, der unter der Last wegrollte und das Mädchen ins Schwanken brachte. Etwas zu schnell hielt sie sich an Ben fest, da sie nicht in den Brunnen hinter sich fallen wollte. Ohje, bitte nicht!

(Ob sie nun reinfallen oder nicht, kannst du entscheiden.)

Ben stand auf um sie abzufangen, konnte das aber nicht so ganz wodurch de beiden in den Brunnen fielen. Ben konnte sich ein lachen einfach nicht verkneifen und lachte lauthals los. Es dauerte einen Moment bis er sich wieder Kennermiene hatte und normal weiter gucken konnte. Er sah sie an, stand auf und reichte ihr eine Hand damit sie aufstehen konnte. "Willst du mit raus kommen oder lieber noch ein wenig in unserem vornehmen Pool baden?" Fragte er sie und grinste sie an.

Sayuri musste erneut leise Kichern. "Tut mir leid", sagte sie leise, nahm seine Hand und ließ sich von ihm aus dem Brunnen helfen. "Der Brunnen ist wirklich äußerst vornehm, aber ich glaube nicht, dass er zum Schwimmen und Baden gemacht wurde. Zumindest nicht für Menschen." Ihr Blick wanderte zu den großen Fischen, die sich total erschrocken hatten und ans andere Ende des Brunnens geflüchtet waren. Wieder kicherte Sayuri leise. "Oh man, sowas kann aber auch wirklich nur mir passieren." Ihre Kleidung war vollkommen durchnässt und klebte an ihrem Körper. Vorher waren ihre Sachen eher weit gewesen, sodass man nicht gesehen hat, wie schlank sie eigentlich war. "Ich glaube, ich gehe besser nach Hause und zieh mir was anderes an", meinte sie mehr zu sich selbst als zu Ben, anschließend sah sie hoch zu ihm und lächelte.

Ben lachte etwas, ergriffe ihre Hand und zog sie aus dem kühlen nass. Als sie sagte, dass sie lieber nach Hause gehen wollte wusste er erst nicht genau was er tun sollte. Nach kurzen Überlegungen viel ihm wieder ein, dass im schloss viele Art von Kleidern waren. "Du musst nicht gehen. Wir haben im schloss auch viele Kleider... Also wenn du willst könnte ich dir auch etwas von uns geben." Sagte er und lächelte se bittend an.

Ein Kleid? Aus dem Schloss? Hm.. Sayuri sah Ben an und überlegte ein wenig. Sie war noch nie in ihrem Leben in einem Schloss gewesen. Wahrscheinlich war sie gerade näher dran als jemals zuvor. Nach kurzem Zögern nickte sie ein wenig. "Ja.. ähm.. gut, warum nicht. Wenn du das darfst.." Ganz sicher war sie sich nicht. Ob sie das wirklich tun sollte. Man hörte viele Gerüchte über Schlösser wie dieses, doch Sayuri wollte die Warnrufe in ihrem Kopf einfach mal ausblenden.

Als Sayuri nickte grinste er etwas breiter und nahm sie bei der Hand. "Hast du denn einen bestimmten wünsch was das Kleid angeht?" Fragte er sie und versuchte so ganz natürlich und neugierig zu wirken. Er hatte Lust von ihr zu probieren, doch das konnte er nicht hier draußen tuen. Also wir gehen besser rein, aber es ist ein wenig zu Fuß.
~Schloss~